Der Sondermaschinenbauer Frey & Co. GmbH fertigt kundenindividuelle Pulverpressen mit insgesamt 35 Mitarbeitenden in Lenggries. Die Auftragslage ist gut, doch das Unternehmen steht vor einer Herausforderung: Lager- und Montageflächen bieten dafür nicht immer genug Platz. Ein digitales Flächenmanagement soll Platz auf bestehenden Flächen schaffen und damit die Produktivität steigern und die Prozesse optimieren.

Die Frey & Co. GmbH stellt große Industrie-Pressen zur Verarbeitung von Keramik- und Metallpulver her. Die Herstellung der Pressen ist kundenindividuell und die Montage kann je nach Maschine bis zu 16 Wochen dauern. Doch der Platz dafür ist begrenzt: Die Halle platzt bereits aus allen Nähten und das Grundstück lässt durch die Lage direkt an der Isar keine baulichen Erweiterungen zu. Bleibt also nur der vorhandene Raum für Verbesserungen. Die aktuelle Aufteilung der Flächen für Lager und Montage hat sich im Laufe der Jahre durch die Erweiterung der Produktpalette ergeben. Ein spezifisches Lager- und Logistikkonzept soll nun Entlastung schaffen.

Im Lager der Frey & Co. GmbH wird es eng: Die gute Auftragslage verlangt nach mehr Platz, den das Unternehmen nicht schaffen kann. Vorhandener Raum muss also klug genutzt werden.

Ein Flächenkonzept organisiert den Raum für Prozesse

Dieter Lauber, Geschäftsführer der Frey & Co. GmbH, wandte sich mit dieser Herausforderung an das Mittelstand-Digital Zentrum Augsburg. Jona Rief und Philipp Wuddi vom Lehrstuhl Fördertechnik Materialfluss Logistik der Technischen Universität München besuchten das Unternehmen und erarbeiteten gemeinsam mit Frey ein Flächenkonzept für Lager und Montage: einerseits, um mehr Platz zu schaffen und so auf Dauer mehr Pressen fertigen zu können und andererseits, um die Montage-Prozesse zu verbessern.

In Workshops mit Geschäftsführer und Werkstattmeister verschafften sich die Mittelstand-Digital Experten zunächst einen Überblick über die Montage der Pressen und die Besonderheiten, die damit einhergehen, wie Flächenbedarf und Produktspezifika. In einer anschließenden Befragung der Mitarbeitenden konkretisierten sie dann, welche Materialien und Werkzeuge wann und wie oft verwendet werden, und was weggeworfen oder ausgelagert werden kann. Die Elemente, die eine geringere Zugriffsgeschwindigkeit und -häufigkeit erfordern, können beispielsweise auch in ein externes Lager gebracht und je nach Auftrag ereignisbezogen beschafft werden.

Im Anschluss vermaßen die Logistik-Experten die Halle und fertigten mithilfe dieser Daten und der CAD-Dateien der Pressen digital ein Flächenkonzept an, in dem die Lagerflächen für Teile und Werkzeuge festgelegt und die Montageflächen in ein Raster eingeteilt wurden.

Im digitalen Flächenkonzept wurde die Halle gerastert und die jeweiligen Flächen bestimmten Funktionen zugeordnet.

Ein Flächengewinn kann vor allem dann entstehen, wenn der Montageprozess in Bezug auf den benötigten Platz einkalkuliert wird. Eine bestimmte Presse kann beispielsweise in den ersten zwei Wochen drei Quadratmeter und in den letzten vier Wochen 15 Quadratmeter beanspruchen. Wird das berücksichtigt, kann der leere Raum in den ersten zwei Wochen noch für einen anderen Auftrag oder beispielsweise für Reparaturarbeiten verwendet werden, für die sonst oft kein Platz übrig ist. Werden also Aufträge gezielt anhand ihres Zeit- und Platzbedarfes eingeplant, muss später nicht mehrfach aufwändig umgeräumt oder länger auf freie Flächen gewartet werden.

Platzzuweisung für Aufträge einfach automatisiert

Die Grundlage dafür ist die Ermittlung aller verfügbaren und benötigen Flächen je nach Auftrag und die Rasterung am Computer. Im nächsten Schritt kann eine automatisierte, dynamische Platzzuweisung erfolgen: Dann ermittelt das System selbst, welche Presse wann und in welchem Raster stehen sollte und welcher Auftrag gut in welches Zeitfenster passt, um den Platz optimal zu nutzen und gleichzeitig so wenig Umbau wie möglich zu erfordern. Der Vorteil: Auch wenn meist nur drei bis vier Pressen parallel montiert werden, wird das Unternehmen durch geschicktes Einplanen den vorhandenen Platz besser nutzen und die Produktivität steigern können. Dafür wird neben dem gerasterten Plan noch eine Software benötigt, die den Platzbedarf optimiert. Das kann beispielsweise in rudimentärer Form in Microsoft Excel oder in einer speziellen Planungssoftware erfolgen.

Das ist nicht der einzige Vorteil: Durch weniger Umzüge der großen, schweren Pressen ist die Arbeit körperlich nicht mehr so anspruchsvoll und insgesamt wertschöpfender. Auch die Durchlaufzeit einzelner Pressen senkt sich somit, weil Warte- und Umbauzeiten vermieden werden. Wenn Lagerflächen strukturiert, gezielt genutzt und ausgemistet werden, verringern sich außerdem die Suchzeiten für Material und Werkzeug. Hinzu kommen sicherheitsrelevante Aspekte: Ordentlichere Gänge und weniger Hebetätigkeiten senken das Risiko für Arbeitsunfälle.

Nachdem die Grundlagen geschaffen wurden, geht es nun in die Beschaffung oder Konfiguration eines geeigneten Planungstools. Dann steht einer Optimierung der Flächen und Aufträge nichts mehr im Wege.

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Mitarbeitende stehen heutzutage vor immer neuen Herausforderungen, die unter anderem durch die digitale Transformation hervorgerufen werden. Wie Sie Ihre Mitarbeitenden dabei unterstützen können, erfahren Sie im Beitrag.

Die Rahmenbedingungen für Mensch, Unternehmen und Wirtschaft ändern sich immer schneller: In kürzeren Abständen kommen technische Innovationen auf den Markt, die Welt wird komplexer und unübersichtlicher, die Globalisierung führt zu einer zunehmenden Vernetzung und interkulturellen Zusammenarbeit. Hinzu kommen der den Arbeitsmarkt verändernde demografische Wandel, Wirtschaftskrisen und ein sich rasant verändernder Wettbewerb.

Nicht nur Führungskräfte müssen hierbei neue Rollen einnehmen, auch die Mitarbeitenden stehen vor der Herausforderung neue Aufgaben zu bewältigen und sich hierfür neue Kompetenzen aneignen zu müssen. Letztlich geht es dabei auch um eine Anpassung an die Digitalisierung: Neue Technologien verändern den Arbeitsplatz von Mitarbeitenden und fordern neue Kompetenzen sowie ein neues Verständnis von Arbeit. Diese Umstände erzeugen bei vielen Mitarbeiter:innen Unsicherheit und Widerstand, denn: Herausforderungen, die nicht als bewältigbar angesehen werden, erzeugen Stress und demotivieren.

Mitarbeitende bei Veränderungen mitnehmen

Nicht zuletzt durch die Pandemie wurden in den letzten Jahren mehr und mehr Arbeitsplätze „digitalisiert“ – durch die Nutzung von digitaler Kommunikation und Kollaboration wie Microsoft Teams oder anderen Enterprise Collaboration Systems wird nicht nur die Kommunikation virtuell und somit ortsungebunden, sondern auch Arbeitsabläufe und -prozesse können zeitgleich von unterschiedlichen Standorten aus komplett virtuell abgebildet und bearbeitet werden. Diese Einführung neuer Technologien sowie neuer Arbeitsplatzkonzepte (beispielsweise mobiles Arbeiten oder Activity Based Working) ist stets mit einer grundsätzlichen Veränderung für Unternehmen und Mitarbeitende verbunden. Diese Veränderungen kommen immer öfter und schwerwiegender vor.


Enterprise Collaboration Systems (ECS; Schubert & Williams, 2013) sind Kommunikations- und Kollaborationstools und -softwares wie JIRA, Microsoft Teams etc., die ortsunabhängige Kommunikation und paralleles Arbeiten an Dokumenten und Projekten ermöglichen. Sie werden für die Kommunikation, Projektorganisation und für das Wissensmanagement eingesetzt (Koch & Richter, 2009).

Activity Based Working ist ein Begriff für Arbeitsplatzkonzepte, meist in Büroumgebungen, die durch ihre Flexibilität und ihrem Design Aktivität, Kreativität und Leistungsfähigkeit fördern sollen.


Durch die Beschleunigung neuer technologischer Innovationen schreitet die Digitalisierung aller relevanten Lebens- und Arbeitsbereiche rasant voran und die Krisen der heutigen Zeit geben dem weiteren Weg eine höhere Unsicherheit. Diese Umstände sind auch gemeinhin als „VUKA-Welt“ bekannt. VUKA beschreibt mit den Begriffen Volatilität, Unsicherheit, Komplexität sowie Ambiguität sich schnell ändernde Bedingungen:

  • Volatilität (= Veränderungen innerhalb einer kurzen Zeitspanne)
  • Unsicherheit (= Unvorhersehbarkeit von Veränderungen)
  • Komplexität (= Vielschichtigkeit, Vernetzung)
  • Ambiguität (= Mehrdeutigkeit)

Für Unternehmen bedeutet VUKA letztlich jederzeit auf Veränderungen vorbereitet sein zu müssen, wobei Changemanagement einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung bei Veränderungsprozessen leisten kann. Im Changemanagement wird vor allem Vertrauen als ein wesentlicher Faktor angesehen. Damit Vertrauen aufgebaut werden kann, sind Kommunikation und Transparenz äußerst wichtig. Nur durch eine zielgerichtete, kontinuierliche und vorausschauende Kommunikation können Missverständnisse, Ablehnung und Ärger vermieden oder Ängste abgebaut werden. Gleichzeitig sind die Sorgen und Ängste der Mitarbeitenden zu erfragen und ernst zu nehmen, um die Veränderungsbereitschaft zu erhöhen.

Die Mitarbeitenden sollten aktiv in den Veränderungsprozess involviert werden. Durch die aktive Beteiligung der Mitarbeitenden kann die Identifikation mit dem Veränderungsprojekt und damit die Motivation gesteigert werden. Den Mitarbeitenden kann hierbei Handlungsspielraum, z. B. bei der Entscheidungsfindung, eingeräumt werden. Für einen erfolgreichen Change ist es zudem wichtig zu überlegen, welche Kompetenzen Mitarbeitende und Führungskräfte für die Veränderung brauchen und diese zu fördern. Hier bedarf es guter Führung in der Digitalisierung.

Passender Führungsstil in der digitalen Transformation

Die Digitalisierung verändert nicht nur die Art des Wirtschaftens und Arbeitens, sondern auch die Art und Weise, wie wir Unternehmen führen – man spricht deshalb auch von Führung 4.0. Doch was ist mit Führung in Unternehmen eigentlich gemeint? „Führung umfasst die Fähigkeiten, Mitarbeiter optimal einzusetzen, diese zum Handeln zu bringen und zu motivieren sowie ihnen eine Richtung aufzuzeigen, um ein (gemeinsames) unternehmensrelevantes Ziel zu erreichen“ (Deutsche Gesellschaft für Personalführung e. V., 2016).

Führung ist jedoch nicht gleich Führung! Gerade für die digitale Transformation müssen traditionelle Vorstellungen von Führung hinterfragt und wenn nötig an die Veränderungen, die die Digitalisierung im Unternehmenskontext mit sich bringt, angepasst werden. Das Bild der klassischen Führungskraft, die in streng hierarchischen Strukturen delegiert, hat offenbar ausgedient. Mitarbeitende in einer agilen und auf Flexibilität ausgerichteten Arbeitswelt haben mittlerweile völlig andere Ansprüche an Führungskräfte. Dadurch ergeben sich nicht nur neue Rollen für eine Führungskraft, sondern auch neue Führungsstile.

Man unterscheidet zwischen eher klassischen und eher modernen Führungsstilen. Klassische Führungsstile (direktive, transaktionale und strategische Führung) zeichnen sich dadurch aus, dass die Führungskraft Aufgaben delegiert, die Zielerreichung überprüft und Feedback einholt. Den Mitarbeitenden wird wenig Handlungsspielraum gelassen und sie werden entsprechend ihrer Leistung gelobt oder kritisiert. Moderne Führungsstile (Laissez-faire-Führung, ethische Führung und transformationale Führung) sind dadurch gekennzeichnet, dass die Führungskraft Vertrauen in die Arbeit der Mitarbeitenden hat und Ziele und Visionen kommuniziert. Die Mitarbeitenden haben einen großen Handlungsspielraum und arbeiten eigenverantwortlich.

Auf die Frage, was letztendlich der richtige Führungsstil ist, gibt es keine pauschale Antwort. Welcher Führungsstil gewählt wird, hängt vom jeweiligen Unternehmen und seiner Unternehmenskultur, den Arbeitsaufgaben, den Mitarbeitenden sowie dem Umfeld ab. In den meisten Unternehmen findet sich eine Mischung aus verschiedenen Führungsstilen. Dabei existieren drei Referenzdimensionen für Führung:

  1. Führung spielt sich in einer ganz bestimmten Umwelt ab, heutzutage häufig einer VUKA-Welt.
  2. Führung spielt sich innerhalb einer Organisation mit bestimmten Organisationsstrukturen und einer für die Organisation typischen Unternehmenskultur ab.
  3. Führung spielt sich in der Interaktion mit den Mitarbeitenden ab.

Wie sieht die optimale Führung in Zeiten der Digitalisierung also aus? Digital Leadership scheint ein neuer Führungsstil zu sein, durch den die digitale Transformation im eigenen Unternehmen begleitet und vorangetrieben wird, mit dem Ziel, die Unternehmensprozesse agiler und flexibler zu gestalten, wobei die Anforderungen der VUKA-Umwelt berücksichtigt werden.

Digital Leadership setzt das Verständnis digitaler Technologien und ihrer Logik voraus. Dabei werden die aktuellen technologischen Entwicklungen auf den eigenen Unternehmenskontext übertragen und genutzt, um das Zusammenspiel von Mensch, Technik und Organisation zu verbessern. Die Mitarbeitenden werden im Übergang von einer analogen zu einer digitalen Arbeitswelt von der Führungskraft begleitet.

Wie Sie Mitarbeitenden im Stress helfen können

Die Veränderungen der Arbeitswelt, die mit der Digitalisierung einhergehen, wirken sich nicht nur auf Organisations- und Führungsebene aus, sondern auch auf Seiten der Mitarbeitenden. So können, wie bereits eingangs beschrieben, die rasanten Veränderungen zu Stresssituationen führen.


Stress: Unter Stress wird die starke Beanspruchung eines Organismus durch innere oder äußere Reize verstanden (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA, 2022)


Zum einen dadurch, dass ein Ungleichgewicht zwischen steigenden Leistungsanforderungen und tatsächlichen oder wahrgenommenen Kompetenzen entsteht. Zum anderen können auch dauerhafte Erreichbarkeit oder steigende Komplexität der Aufgaben und Arbeitsverdichtung zu Stresserleben führen. Die Folgen von nicht bewältigtem Stress reichen von kurzfristigen körperlichen, emotionalen oder verhaltensbezogenen Reaktionen (z. B. Gereiztheit, Konzentrationsmangel, Schlafstörungen, Erschöpfung) bis hin zu langfristigen körperlichen oder psychischen Erkrankungen (z. B. Burn-Out-Syndrom).

Dieser Zusammenhang spiegelt sich auch in den steigenden Krankheitstagen von Beschäftigten wider, die auf stressbedingte psychische Erkrankungen zurückzuführen sind. Folglich sollten die durch die Digitalisierung ausgelösten Stressbelastungen ernst genommen und die psychosoziale Gesundheit der Mitarbeitenden gefördert werden. Was also kann dafür in der Organisation getan werden?

Generell empfiehlt sich vor der Einführung etwaiger gesundheitsfördernder und stressreduzierender Maßnahmen zunächst eine Ist-Analyse. Hierbei werden gegenwärtige Stressoren am Arbeitsplatz bzw. im Unternehmen identifiziert und können damit gezielt verbessert werden. Dies kann beispielsweise in Form einer Arbeitsplatzanalyse oder Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen durch Expert:innen geschehen. Möchte man die Stressphänomene im Arbeitsumfeld präventiv (d. h. bereits vor deren Entstehung) verhindern bzw. minimieren, kann auf verschiedenen Ebenen angesetzt werden:

  • Mitarbeitende: Förderung des Bewusstseins der Mitarbeitenden für deren Stressoren und Aufzeigen von gezielten stressreduzierenden Maßnahmen

Obwohl für diese Maßnahmen vornehmlich die Mitarbeitenden selbst verantwortlich sind, kommt aufgrund ihrer Fürsorgepflicht auch hier der Organisation eine wichtige Rolle zu. So könnte der Arbeitgeber beispielsweise durch offene Angebote von Gesundheitskursen oder -trainings die psychosoziale Gesundheit der Mitarbeitenden fördern.


  • Organisation: Umgestaltung des Arbeitsumfelds und -platzes im Hinblick auf technische, organisatorische und/oder soziale Bedingungen
  • Schnittstelle zwischen Organisation und Mitarbeitenden: Kombination von Maßnahmen beider Ebenen

Obwohl im Zeitalter der Digitalisierung mehr technische Hilfsmittel und Algorithmen als jemals zuvor zum Einsatz kommen, ist es wichtiger denn je, eine Organisation menschzentriert zu führen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Partizipation und einem gesunden Arbeiten zu befähigen. Nur mit der Akzeptanz und der Motivation von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelingt die Transformation zu einer digitalen und resilienten Organisation.

Was in der Industrie längst Standard ist, wird für die Hotellerie und Gastronomie gerade erst entdeckt: Automatisierung. Die Expert:innen des Mittelstand-Digital Zentrums Augsburg führten das Ansbacher Hotel „Das Hürner“ damit auf neue Wege, um dem anhaltenden Personalmangel zu begegnen, die ergonomische Situation der Mitarbeitenden zu verbessern und die Kapazitäten des Personals in dem Bereich einzusetzen, in dem sie unschlagbar sind: im Service und Umgang mit Gästen.

Das Hotel „Das Hürner“ in Ansbach hat wie so viele Unternehmen im Gastro-, Service- und Dienstleistungsbereich mit Personalmangel zu kämpfen. Im Housekeeping ist die körperliche Belastung unter hohem zeitlichen Druck zwischen Check-out und Check-in der Gäste sehr herausfordernd. Die Wägen mit hauswirtschaftlichen Materialien wie Wäsche und Reinigungsmitteln sind sehr schwer und müssen aufwändig von Zimmer zu Zimmer manövriert werden – eine wenig ergonomische und wertschöpfende Tätigkeit. Zudem wird viel Zeit aufgewendet, um die Zimmer und Flure zu saugen sowie nass zu wischen.

Auch im Tagungsgeschäft gibt es einige mühevolle Aufgaben zu bewältigen: Da der große Multifunktionsraum morgens für das Frühstück und danach für Tagungen und Veranstaltungen zum Teil bis zum späten Abend genutzt wird, müssen die Bestuhlung und schwere Tische öfter am Tag umgestellt werden. Teilweise ist das auch spätnachts und unter hohem Zeitdruck erforderlich. Dazwischen muss zudem die Reinigung der Räume erfolgen.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, führten die Mittelstand-Digital Expert:innen Klaus Fink und Shuang Lu vom Fraunhofer IGCV mit Hotel-Geschäftsführer Jens Blank und dessen Team eine Potenzialanalyse durch, in der verschiedene Lösungsansätze erarbeitet wurden. Begleitet wurde das Projekt außerdem von Rüdiger Busch vom Digitalen Gründerzentrum ANsWERK, der den Kontakt zum Zentrum herstellte.

Das Projektteam im Hoteleingang (v. l.): Shuang Lu und Klaus Fink vom Fraunhofer IGCV, Rüdiger Busch von ANsWERK, Jens Blank und Maria Arsentjew vom Hotel DAS HÜRNER.

Mobile Roboter für unterschiedliche Szenarien

Im Housekeeping können mobile Roboter eingesetzt werden, so wie das in der Industrie bereits häufig zum Transport von Bauteilen und Produkten geschieht. Diese könnten die Mitarbeitenden bei schweren Schiebe- und Zug-Tätigkeiten der Wäsche- und Zimmerservice-Wägen auf den Wegen zwischen den Zimmern unterstützen oder beispielsweise Saug- und Wischtätigkeiten übernehmen. Dafür wird im Roboter ein Grundriss mit den Zimmern eingespeichert. Durch Lasertechnik kann sich das System anhand von natürlichen Markern wie Wänden orientieren und sowohl Menschen als auch ungewohnten Gegenständen wie Koffern und Tischen ausweichen.

Eine weitere Einsatzmöglichkeit für mobile Roboter ist das Transportieren und Aufstellen der Tische und Stühle in den Tagungsräumen. Mit den passenden Aufbauten könnten diese hochgehoben und gemäß verschiedener Raumnutzungspläne platziert werden. Auch Reinigungs-Roboter finden hier wieder eine Verwendung. Dabei spielen Größe und Wendigkeit eine Rolle, damit diese auch um Stuhlbeine und unter Tischen gut manövrieren können.

Auswahl vielversprechender Marktlösungen

Nachdem erste Use Cases identifiziert wurden, ging es an die Recherche von Marktlösungen und deren Bewertung hinsichtlich Kosten und Nutzen für das Hotel Hürner. Beispielsweise der Multifunktionsraum, in dem Tagungen, Hochzeiten oder Firmenevents stattfinden, wird ca. 250 mal pro Jahr umgeräumt. Dabei werden erst alle Möbel in einem Bereich abgestellt, um den Großteil des Raumes zu reinigen. Danach werden die Möbel gemäß Bestuhlungsplan neu platziert und der Rest des Raumes geputzt.

Der Multifunktionsraum wird etwa 250 Mal pro Jahr umgestellt. Dafür werden alle Tische und Stühle in den Bereich 1 gebracht, der Boden gesäubert und der Raum neu eingerichtet. Die Personenstunden summieren sich dadurch.

Zur Unterstützung der Mitarbeitenden im Tagungsgeschäft kämen beispielsweise mobile Robotersysteme in Frage, die um Hebeeinheiten ergänzt werden (s. Grafik). Da ein solches Konzept bisher allerdings nicht auf dem Markt verfügbar ist, wurde im nächsten Schritt das Thema Reinigung fokussiert.

Eine Hebevorrichtung, die auf einer mobilen Robotereinheit integriert wird, könnte schwere Tische gemäß Raumnutzungsplan neu platzieren.

Für die Reinigung existieren bereits verschiedene Systeme, die für den Großeinsatz im Gastronomie- und Event-Gewerbe gestaltet wurden und in ihren Grundfunktionen den aus dem Privaten bekannten Saugrobotern ähneln. Als Anforderungen für die Auswahl passender Systeme wurde beispielsweise aufgenommen, dass die Roboter Teppiche, Fließen und Parkett in den Zimmern, Fluren und Tagungsräumen, aber auch stärker beanspruchte Böden in der zugehörigen Brauerei und im überdachten Außenbereich zwischen Parkplätzen und Hotellobby reinigen sollen. Außerdem werden sowohl schnellere Systeme für große Flächen als auch kleine, wendige Roboter für enge Bereiche unter den Stühlen und Tischen benötigt.

Auch wenn nicht jede Roboter-Lösung gleich schnell wie die Mitarbeitenden arbeitet, wird dennoch Zeit frei für andere Tätigkeiten – beispielsweise für die parallele Zimmerreinigung oder Platzierung von Tischen, oder natürlich für den Service und direkten Austausch mit den Kund:innen.

Erste Schritte Richtung Teil-Automatisierung

Die genannten Anforderungen wurden in Workshops mit dem Mittelstand-Digital Zentrum Augsburg erfasst und als Basis für eine Anbietervorauswahl genutzt. Im nächsten Schritt wird das Hotel Hürner gegen geringe Kosten verschiedene Systeme testen, um die Erfüllung der Anforderungen und Mehrwerte sicherzustellen, bevor es in die Beschaffung geht.

Geschäftsführer Jens Blank fühlt sich bereit: „Das Mittelstand-Digital Zentrum Augsburg hat uns im Hotel mit technologischem Wissen und Professionalität erfolgreich Richtung Automatisierung begleitet und wir sind für die Zukunft gut gerüstet.“ Die Mitarbeitenden freuen sich auf die Unterstützung durch die Systeme, gerade in Zeiten eines starken Personalmangels. Vor allem der persönliche Kontakt soll aufrechterhalten werden, denn nach wie vor stehen die Gäste und ein herzlicher Service an erster Stelle.

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Am 01. März 2022 startete das Mittelstand-Digital Zentrum Augsburg mit dem Ziel, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und das Handwerk bei der Digitalisierung zu unterstützen. Das Zentrum wurde im Rahmen des Förderschwerpunktes „Mittelstand-Digital“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gegründet und wird mit rund 5 Millionen Euro über eine Laufzeit von drei Jahren gefördert.

Dem neuen Zentrum ging das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Augsburg voraus, welches in den letzten fünf Jahren zum etablierten Ansprechpartner für die Digitalisierung im Mittelstand in Bayern geworden ist. Neben dem Mittelstand-Digital Zentrum Augsburg gehören 27 weitere Zentren zum Förderschwerpunkt Mittelstand-Digital. Die in diesem Netzwerk vorhandenen Kompetenzen ergänzen sich und stellen ein flächendeckendes Unterstützungsangebot für KMU bereit. Durch die Vernetzung der Zentren bei Mittelstand-Digital bietet jedes Zentrum eine Anlaufstelle für Unternehmen, um sämtliche Fragestellungen der Digitalisierung im Mittelstand qualifiziert beantwortet zu bekommen.

Das Mittelstand-Digital Zentrum Augsburg besitzt insbesondere die Schwerpunkte „Nachhaltigkeit“, „Digitale Strategien“, „Künstliche Intelligenz“, „Arbeit 4.0“, „Finanzen 4.0“ und „Vernetzte Produktion & Logistik“. In zielgruppengerecht aufbereiteten Angeboten wird dieses Wissen gebündelt, aufbereitet und praxisnah vermittelt. Unterschiedliche Transferleistungen bieten Unternehmen bedarfsorientierte, kostenfreie Zugänge und Wege zum „Unternehmen der Zukunft“: Von einer Factory- oder Lab-Tour, bei der Digitalisierungslösungen live erlebt werden können, über eine vertiefende Schulung zur fachlichen Weiterbildung bis hin zur Umsetzung eines langfristigen Projektes gemeinsam mit dem Zentrum.

Die primäre Zielgruppe des Zentrums Augsburg umfasst das produzierende Gewerbe, das Handwerk sowie die produktionsnahe und konsumentenorientierte Dienstleistungswirtschaft. In erster Linie werden KMU angesprochen, die aufgrund einer geringeren Mitarbeiteranzahl stärker auf externe fachliche und personelle Unterstützung angewiesen sein könnten. Ein besonderes Anliegen ist es, auch in entlegenere Regionen in Bayern vorzudringen, um sämtlichen Unternehmen – egal ob in ländlicher Umgebung oder in der Nähe zu den Standorten des Zentrums – ein unterstützender Partner zu sein.

Zur bestmöglichen Unterstützung der KMU arbeitet im Rahmen des Mittelstand-Digital Zentrums Augsburg ein Konsortium unterschiedlicher Vertreter aus Forschung und Transfer zusammen. Als Forschungspartner mit umfassendem Know-how in Bezug auf digitale Strategien und Industrie 4.0 bringt sich die Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V. mit seinen beiden Instituten, dem Fraunhofer-Institut für Gießerei-, Composite- und Verarbeitungstechnik IGCV und dem Fraunhofer-Institut für integrierte Schaltungen IIS in das Projekt ein. Zudem agiert das Forschungs- und Transferinstitut des Freistaats Bayern für softwareintensive Systeme (fortiss) als Experte im Bereich von Softwarelösungen und KI, die ibi research an der Universität Regensburg GmbH für den Themenbereich Finanzen 4.0 sowie die Technische Universität München mit dem Lehrstuhl für Fördertechnik Materialfluss Logistik (fml) und dem Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften (iwb) für die Bereiche Logistik, Nachhaltigkeit und Arbeit 4.0 in der Produktion. Als Schnittstelle zu den Unternehmen ist der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. mit seiner Geschäftsstelle in München (VDMA Bayern) am Zentrum beteiligt, der zugleich die Leitung des Zentrums innehat.