Kontaktlos bezahlen mit girocard, Kreditkarte oder Smartphone

Bargeldlose Zahlungen im stationären Einzelhandel sind in den letzten Tagen aufgrund der aktuellen Entwicklungen im Zusammenhang mit COVID-19 sprunghaft angestiegen. Immer mehr Kunden greifen jetzt zur Karte. Dabei wird auch immer häufiger kontaktlos bezahlt. Doch wie funktionieren kontaktlose Zahlungen und sind diese auch sicher?

Im Januar 2017 startete der deutschlandweite Rollout der kontaktlosen girocard (ehemals EC-Karte). Im Dezember 2019 waren bereits 75 Millionen von über 100 Millionen girocards mit der Kontaktlos-Funktion ausgestattet. Auch im stationären Handel steigt die Akzeptanz von kontaktlosen Zahlungen immer weiter an. Ende 2019 waren über 871.000 aktive Bezahlterminals registriert, 755.000 davon unterstützen eine kontaktlose Zahlungsabwicklung.[1]

Wie funktioniert eine kontaktlose Kartenzahlung?

Kontaktlose Zahlungen über die girocard, Kreditkarten oder auch das Smartphone/die Smartwatch basieren auf der Near-Field-Communication-Technologie (Nahbereichskommunikation, NFC). NFC ist eine Technologie, mit der Daten per Funk über eine Entfernung von wenigen Zentimetern verschickt oder empfangen werden können. Die Kommunikation, und damit der Austausch der Daten, erfolgt dabei kontaktlos. Praktisch funktioniert eine kontaktlose Kartenzahlung wie folgt:

  1. Bezahlkarte, z. B. girocard oder Kreditkarte, nah (maximal 4 cm) an das Bezahlterminal halten – je nach eingesetztem Lesegerät entweder vor das Display oder an die Seite des Lesegeräts
  2. Akustisches und/oder optisches Bestätigungssignal abwarten
  3. Je nach kartenherausgebender Bank (und Händler) muss in der Regel bis 25 Euro bzw. 50 Euro keine PIN eingegeben werden.

Die Kontaktlos-Funktion wird auf Karten und Bezahlterminals durch ein Wellensymbol, das an das Symbol für WLAN erinnert, kenntlich gemacht.

Wie funktioniert eine kontaktlose Zahlung mit dem Smartphone?

Die Sparkassen und die VR-Banken bieten seit dem Sommer 2018 ihre Apps für das kontaktlose Bezahlen mit dem Smartphone an. Gleichzeitig stand auch Google Pay den deutschen Kunden zur Verfügung, Apple Pay legte im Dezember 2018 nach.

Die girocard bzw. Kreditkarte wird in den Apps der Anbieter virtuell hinterlegt. Beim Bezahlen muss dann meist nur das Smartphone durch den Kunden entsperrt werden. Die Entsperrung des Smartphones durch PIN, Fingerabdruck oder Face-ID hat zur Folge, dass in der Regel keine weitere PIN-Eingabe am Kassenterminal mehr nötig ist – auch bei Beträgen über 25 Euro bzw. 50 Euro. Die weiteren Schritte sind mit der Kartenzahlung identisch.

Zu beachten ist jedoch, dass nicht alle Banken in Deutschland mit Apple bzw. Google kooperieren und die Karten dieser Kreditinstitute nicht hinterlegt werden können.

Wie akzeptiere ich kontaktlose Zahlungen als Händler?

Wenn stationäre Händler ihren Kunden kontaktloses Bezahlen ermöglichen wollen, brauchen sie ein NFC-Lesegerät (Terminal), das an die Kasse angeschlossen wird. Grundsätzlich ist die notwendige Hardware in den meisten neueren Kassenterminals schon integriert, so dass auf bestehende Systeme zurückgegriffen werden kann. Bei älteren Kassenterminals, die grundsätzlich NFC-fähig sind, kann jedoch unter Umständen noch ein Software-Update notwendig sein. Bei anderen Geräten kann es sein, dass bei Lieferung die „Kontaktlos-Funktionalität“ zunächst deaktiviert ist und eine Freischaltung erforderlich ist. Sollte aber ein zusätzliches Lesegerät zum bereits vorhandenen Kassenterminal notwendig sein, so kann dies ohne Probleme gekauft oder gemietet werden.

Zur Abwicklung von girocard-Transaktionen benötigt der Händler einen Vertrag mit einem zugelassenen Netzbetreiber, der die Bezahlterminals an das girocard-System zum einen anschließt und zum anderen die Abwicklung der Transaktionen übernimmt. Hierbei hat der Händler die Möglichkeit, sich an seine Bank oder Sparkasse zu wenden, welche mit dem gewählten Netzbetreiber alle nötigen vertraglichen sowie technischen Voraussetzungen regelt. Sollen auch Kreditkarten akzeptiert werden, sind zusätzliche Akzeptanzverträge notwendig. Diese werden zwischen dem Händler und einem sogenannten Acquirer (spezielle, zugelassene Kreditinstitute) geschlossen, der diese Kartentransaktionen für den Händler abrechnet. Auch hier kann die Bank für den Händler der Ansprechpartner und Vermittler sein.

Was ist mit der Sicherheit?

Aus Kundensicht

Grundsätzlich können keine Zahlvorgänge in die eigene Tasche bzw. auf das Konto eines Betrügers umgeleitet werden. Denn zum einen werden die Geldbeträge nur durch registrierte Terminals verbucht, und zum anderen wären für die Abwicklung einer Transaktion weitere Parteien, mit den etwaig abzuschließenden Akzeptanzverträgen für eine Zahlungsabwicklung, notwendig. Hinzu kommt ein weiterer Sicherheitsmechanismus bei physischen Karten, um möglichen Missbrauch noch besser einzuschränken: Nach spätestens für kumuliert 150 Euro kontaktlos bezahlte Einkäufe sowie nach fünf kontaktlosen Bezahlvorgängen ist es dennoch notwendig, dass der zahlende Kunde seine PIN eingibt. Zusätzlich ist es bei vielen Banken möglich, bei jeder Transaktion eine Benachrichtigung z. B. per SMS oder durch eine Push-Nachricht über die App zu erhalten. So kann der Kunde bei missbräuchlichen Verfügungen sofort reagieren.

Aus Händlersicht

Bei kontaktlosen Zahlungen (egal ob girocard, Kreditkarte oder Smartphone) handelt es sich um garantierte Zahlungsverfahren für den Händler, die mit der Sicherheit herkömmlicher Karten vergleichbar ist: Zum einen funktionieren Bezahlvorgänge per NFC bzw. die Übertragung der Daten nur über eine sehr kurze Entfernung, so dass ein Auslesen der Daten durch Unbefugte schwer möglich ist. Zum anderen trägt bei missbräuchlichen Verfügungen von nicht autorisierten Zahlungen, welche die kontaktlose Bezahlung ohne PIN und Unterschrift ist, die kartenausgebende Bank das Risiko – nicht der Händler oder die Akzeptanzstelle und auch nicht der Karteninhaber (Ausnahme: Vorsatz, Betrug und grobe Fahrlässigkeit).

Ausblick

Das bargeldlose Bezahlen hat durch die Maßnahmen gegen Corona einen enormen Aufschwung erhalten. Viele Kunden, die bisher gerne mit Bargeld gezahlt haben, greifen nun meist aus Hygienegründen häufiger zur Karte. Dabei unterscheidet sich die kontaktlose Zahlung kaum von der kontaktbehafteten, also dem Einstecken der Karte in das Bezahlterminal. Allerdings sind kontaktlose Zahlungen meist deutlich schneller, hygienischer und unkomplizierter. Die Sicherheitsrisiken bei Missbrauch trägt in der Regel auch hier nicht der Kunde, Händler oder die Akzeptanzstelle. Somit stellt für viele die kontaktlose Zahlung eine sehr gelungene Alternative zum geliebten Bargeld dar.

[1] https://www.girocard.eu/presse-mediathek/pressemitteilungen/2020/girocard-jahreszahlen-2019/

Ihre Ansprechpartner*innen:

Nils Deichner (nils.deichner@ibi.de) und Sabine Pur (sabine.pur@ibi.de)