TSN-Testbed Augsburg: Zusammen Datenübertragung in Echtzeit erproben

Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Augsburg bietet zusammen mit dem LNI4.0 Unternehmen eine Testumgebung für Time Sensitive Networking. Über 30 Partner vom Klein- bis zum Großunternehmen arbeiten in Augsburg zusammen und machen die Datenübertragung in Echtzeit für die Prozesskommunikation in der Industrie 4.0 nutzbar.

Was heißt TSN?

Die TSN-Technologie (Time Sensitive Networking) erweitert das Ethernet um Funktionen für die Echtzeitfähigkeit in der Datenübertragung in einem Netzwerk. Für Prozesskommunikation in der Industrie 4.0 bietet das wichtige Vorteile: Internetbasierte Anwendungen, Maschinen, Anlagen und Geräte kommunizieren ohne Probleme in der gleichen Sprache, in einem Netzwerk und ohne zeitliche Verzögerung. TSN erfüllt damit die Basisanforderungen für die Netzwerke von morgen in der industriellen Automatisierung bis zur Cloud.

Was macht das Testbed?

Im Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Augsburg gibt es eine Testumgebung für die deterministische Echtzeitfähigkeit über das Ethernet Kabel, die kleine und mittelständische Unternehmen für ihre Anwendungsfälle nutzen können. Langfristiges Ziel ist es, dass Hersteller und Anwender mit nur einem Protokoll und Standard arbeiten. Dafür lassen sich in Augsburg verschiedene Geräte und internetbasierte Anwendungen in einem Netzwerk miteinander verbinden und deren reibungslose Zusammenarbeit testen. Anwender und Hersteller stecken dafür Ihre Geräte in die Ethernet-Steckdosen des Netzwerks im Testbed.

Wer ist dabei?

Mittlerweile gibt es über 30 Partner aus dem In- und Ausland, Unternehmen mit 19 bis mehreren Tausend Mitarbeitern, die sich beteiligen und an der gemeinsamen Validierung und zukunftsträchtigen Standards arbeiten. Das Testbed in Augsburg ist firmenneutral und berücksichtigt vor allem die Interessen mittelständischer Unternehmen, die häufig in Diskussionen um Standardisierung vernachlässigt werden. KMU können sich heute mit Partnern austauschen und an der Technologie von morgen arbeiten, um technologisch zukunftssichere Produkte anbieten zu können. Das Testbed findet in Zusammenarbeit mit dem offenen, vorwettbewerblichen Labs Network Industrie 4.0 e.V (LNI4.0) statt.

„Plugfeste“ in Augsburg

Mitte August fand das zweite Plugfest der Initiative in der Geschäftsstelle des Kompetenzzentrums statt. Dort trafen sich die Unternehmen, vernetzten ihre elektronischen Geräte, wie Netzwerkswitche und Geräte für die Automatisierungstechnik, ihre Software und testeten diese auf Interoperabilität. Diesmal mit dabei zwei kleine bis mittelständische Unternehmen aus Hessen und Baden-Württemberg, die ihre Anwendungen gemeinsam mit großen Unternehmen wie der Siemens AG oder der Beckhoff Automation GmbH prüften.

Stefan Zintgraf, Geschäftsführer der Softwarefirma acontis technologies Gmbh mit 19 Mitarbeitern, hat den Tipp von einem Ideengeber der Firma bekommen: „Gerade für uns als kleines Unternehmen ist die Zusammenarbeit im TSN-Testbed sehr wertvoll. Wir lernen viel von den anderen Firmen und bekommen Impulse, wie unser Produkt in naher Zukunft aussehen kann“. Vor allem das Netzwerken untereinander ist für ihn ein großer Pluspunkt. „Anfangs waren wir skeptisch was den Zeitaufwand betrifft. Jetzt sind wir sogar mit zwei Leuten vertreten und wollen das auch weiterhin so beibehalten“, so Zintgraf.

Nach ersten, positiven Erfahrungen mit dem Testbed hat sich die acontis technologies GmbH personell verstärkt: Stefan Zintgraf (r.) mit seinem Kollegen Werner Abt (l.) beim Plugfest in Augsburg. © Fraunhofer IGCV

 

Bastian Otto und Immanuel Blöcher von der Hilscher Gesellschaft für Systemautomation mbH mit 324 Mitarbeitern heben hervor, dass sie beim Plugfest für viele neue Anwendungsfälle die notwendigen Voraussetzungen für die Produktentwicklung kennenlernen. „Wir lernen hier, was unsere Produkte haben müssen, um in der Industrie so kompatibel wie möglich zu funktionieren“, berichtet Otto. Blöcher ergänzt: „Aber nicht nur wir lernen von den Großen, als Spezialisten für Automatisierungslösungen können wir uns auf Augenhöhe mit den Konzernen austauschen“.

Bastian Otto (l.) und Immanuel Blöcher (r.) von der Hilscher Gesellschaft für Systemautomation mbH testen ihre Produkte beim Plugfest auf Interoperabilität. © Fraunhofer IGCV

 

Auch konkurrierende Unternehmen ziehen im TSN Testbed an einem Strang: „Hier steht ganz klar die Technik im Vordergrund. Je mehr Unternehmen an der Standardisierung einer Kommunikationslösung zusammenarbeiten, umso zukunftsfähiger wird diese. Konkurrenz ist hier gar kein Thema“ berichtet Stefan Zintgraf von seinen Erfahrungen im Testbed. Die bunte Mischung aus kleinen und großen Unternehmen aus der Softwarebranche oder Industrie mache die technische Lösung für alle vertretbar. Auch das Kompetenzzentrum als neutraler Boden trage dazu bei, die technischen Standards zu implementieren und gemeinschaftlich zu validieren.

Bei Nachfragen oder Interesse schreiben Sie eine E-Mail an info@kompetenzzentrum-augsburg-digital.de