Schon in den 90er Jahren startete Google das sogenannte „20 %-Projekt“, das ein fester Bestandteil seiner Unternehmenskultur wurde. Mitarbeiter dürfen 20 % ihrer Arbeitszeit für das Ausarbeiten und Weiterentwickeln von Ideen oder einfach zum Ausprobieren und Tüfteln nutzen. Das Unternehmen schafft dafür die Rahmenbedingungen. Neben der eingeräumten Zeit können ein kleines Budget, Räumlichkeiten oder bestimmte Materialien benötigt werden. Auch eine Fehlerkultur ist wichtig: Mit dem Motto „fail well“ wird den Mitarbeitern die Angst vor Fehlern genommen und Vertrauen entgegengebracht.
Bei der Büroführung warfen die Teilnehmer einen Blick auf das Raumkonzept. In unterschiedlich gestalteten Besprechungsräumen finden Google-Mitarbeiter Platz und Materialien, wie beispielsweise mobile Endgeräte, Konferenzsysteme oder Legosteine, die sie für ihre kreativen Ideenfindungsprozesse verwenden können. Das Konzept zeigt große Erfolge: Der Google Chrome Browser und das Mailingprogramm Gmail sind aus dem 20 %-Projekt entstanden.
Marc Goerke, Geschäftsführer des IT-Dienstleisters iteratec GmbH, der ca. 350 Mitarbeiter beschäftigt, hat ein ähnliches Projekt wie Google für seine Mitarbeiter initiiert und in der Unternehmenskultur verankert. In Eigenregie dürfen die Mitarbeiter Teams gründen, mit denen sie außerhalb vom Projektgeschäft an Ideen arbeiten. Auch dort wird neben der Zeit ein Budget oder die nötige Infrastruktur bereitgestellt. Die einzige Bedingung für das Projektteam: Über das Projekt und die Erkenntnisse daraus muss berichtet werden – auch über Fehler, damit es einen Lerneffekt für alle Entwicklerteams gibt. Am „InnoFriday“ bespricht man die Projekte dann. Auch hier gab es schon Erfolge: Es wurden Lösungen und Innovationen entwickelt, die mittlerweile auch beim Kunden implementiert und im eigenen Unternehmen zur Prozessoptimierung genutzt werden. Das Fazit von Herrn Goerke: „Einfach machen lassen!“. Motivierte Mitarbeiter mit frischen Ideen bräuchten Freiraum sowie das Vertrauen und die Unterstützung der Geschäftsführung. Damit gelinge es dem Unternehmen, innovativ zu bleiben und aus den Projekterfahrungen und voneinander zu lernen.
Jürgen Mangelberger ist Geschäftsführer der Mangelberger Elektrotechnik GmbH, die Schaltschränke z. B. für die Gastronomie herstellen. Er erzählte seine Unternehmensgeschichte hin zu Industrie 4.0 – und schließlich wieder einen Schritt zurück. Vernetzung auf Produktionsebene, Künstliche Intelligenz bei der Aufgabenzuteilung oder ein Produktkonfigurator für Kunden für Bestellprozesse führten zu wirtschaftlichem Wachstum, aber auch zu einer Rationalisierung auf Personalebene. Entgegen guter Zahlen stellte sich Herr Mangelberger die Frage, welche soziale Verantwortung ein Unternehmen trägt und wie eine gute Arbeitsatmosphäre aussieht. Er kam zu dem Schluss, wieder einen Schritt zurück zu gehen und den Fokus stärker auf den Mitarbeiter zu legen. Sein Motto heute lautet: „Taking care about the Mitarbeiter“. Vor allem eine Arbeitsumgebung mit Wohlfühlatmosphäre sieht er als Grundlage für ein gutes Miteinander und plant unter diesem Credo auch eine Firmenerweiterung.
Die Factory-Tour bei Google gab Einblicke in verschiedene Unternehmenskulturen und bot Raum für Diskussion in Workshops und einer Büroführung bei Google München. Weitere Factory-Touren finden Sie auf unserer Veranstaltungsseite.
Bildquelle: Fraunhofer IGCV