Factory-Tour: So lebt B&R Industrie 4.0

Wie lassen sich Produktionsprozesse automatisieren? Die Factory-Tour bei B&R Industrial Automation GmbH in Eggelsberg am 14. September 2018 gab dafür einen guten Einblick. Industrie 4.0 wird dort umgesetzt, indem Hard- und Software intelligent zusammenspielen. Die Voraussetzung für diese Smart Factory ist ein durchgängiges Netzwerk. Marc Ostertag, General Manager Central Europe, stellte den knapp 70 Teilnehmenden das Unternehmen B&R vor. Von den Ansätzen zu Industrie 4.0 berichteten Karl Aumayr, Manager IS Business Solutions, und Peter Kendlbacher, Manager Industrial Engineering.

Industrie 4.0 als Antwort für aktuelle Herausforderungen

Wie geht das Unternehmen mit Herausforderungen um, die von kurzen Auftragsdurchlaufzeiten und einer hohen Produktvielfalt über unterschiedlichste Losgrößen zwischen 1 und 15.000 und logistische Anforderungen bis hin zu ständigen Veränderungen reichen? Die Antwort, so zeigten Aumayr und Kendlbacher, ist Industrie 4.0: Durch die intelligente Vernetzung von Hard- und Software in der Smart Factory werden Produktionsprozesse besser abgestimmt, Ressourcen gezielter eingesetzt und Energie gespart.
Für eine hohe Effektivität der gesamten Produktion (OEE) sorgt beispielsweise Predictive Maintenance. Durch die Überwachung der Geräte werden Wartungsaufträge automatisch generiert. Wenn die Maschine eine Wartung benötigt, das Kommunikationsprotokoll OPC UA einen Wartungsauftrag an Fertigungsmanagementsystems (MES), wie SAP. Dieser Wartungsauftrag wird auf eine Smartwatch von Wartungsmitarbeitern gesendet. Ist die Wartung durchgeführt, gibt dieser eine entsprechende Rückmeldung über die Smartwatch direkt an das ME-System. Das verringert die Wartungszeit, damit die Kosten durch den Produktionsausfall und erhöht die Effektivität der gesamten Produktion.

Nutzen von Cyber-Physical-Systems (CPS)

Die Führung durch die Produktion von Industrie-PCs und durch den Showroom zeigte, wie mechatronische Komponenten mit IT-Systemen zu sogenannten Cyber-Physical-Systems verschmelzen. Aus 250 Mrd. Konfigurationsmöglichkeiten können Kunden wählen, bereits ab Losgröße 1. Die individualisierte Konfiguration wandelt SAP dann in Arbeitsanweisungen um. Wie plausibel und korrekt diese sind, wird es automatisch überprüft. Auch der finale Test und die Softwareinstallation laufen automatisiert ab.
In anderen Produktionsreihen wird die umfassende Funktionsüberprüfung automatisch von einem MES, wie eSAP generiert. Das MES erzeugt außerdem die Laser-Markierungen mit Seriennummer und Konfigurationen, mit denen Module gekennzeichnet werden.
Produktionsmitarbeiter können von einem MES hinsichtlich der benötigten Fähigkeiten an einer Fertigungslinie eingeteilt werden und die nötigen Informationen werden entsprechend bereitgestellt. Die Automatisierung verringert die Projektzeit, verbessert die Vollständigkeit sowie die Qualität. Die Mitarbeiterschulung spielt dabei eine große Rolle: Sie ist die Grundlage für die erfolgreiche Digitalisierung. Auch die IT-Abteilung muss eng mit der Produktionsarbeit verbunden sein.

Digitale Unterstützung für die Produktion

Auch eine weitere Digitalisierung erleichtert die Produktion: Pick-by-Light wird schon seit einigen Jahren eingesetzt. Dabei zeigen Lichtsignale am jeweiligen Fach an, welches Teil für die Produktion als nächstes gebraucht wird. Bei B&R wird die Technologie nun weiter verbessert: durch eine Bilderkennungs-Software, die die einzelnen Gegenstände in den Fächern identifiziert, wird das Pick-by-Light-System schneller konfiguriert. Ebenso macht die direkte Anzeige von Arbeitsanweisungen am Montagetisch die Produktion effizienter.
Auch in der Intralogistik erkannten die Teilnehmenden den Nutzen von automatisierten Prozessen: Anhand des Kundenauftrags wird automatisch die Nachfrage in der Lagerhalle ausgelöst und die benötigten Teile an den Fertigungsplatz geliefert. Wo in der Produktion Teile knapp werden, wird die Nachlieferung ebenfalls automatisch ausgelöst. Globale Kommunikationsstandards wie OPC UA sorgen bei diesen Prozessen für die nötige Voraussetzung.

Workshops und Gesprächsmöglichkeit

In Workshops diskutierten die Teilnehmenden schließlich gemeinsam mit den Fachleuten des Kompetenzzentrums, des VDMA und von B&R über ihre persönlichen Fragen rund um das Thema Industrie 4.0 und dessen Umsetzung bei B&R. Dabei wurde unter anderem die Datenverschlüsselung als Voraussetzung für Vernetzung, Sicherheitskonzepte für Industrie 4.0, Datenaufbereitung sowie der wirtschaftliche Nutzen von Industrie 4.0 besprochen.
Ein herzliches „Danke!“ geht an B&R für den Einblick ins Unternehmen.

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